Megatrend Tiny House - wenig Raum, viel Potenzial
Minimalismus, Flexibilität, Nachhaltigkeit – Das sind wichtige Grundgedanken des Tiny House Trends. Im Gegensatz zu Wohnmobilen oder Mobilheimen sind die platzsparenden Häuser vollwertige Wohngebäude, die ein dauerhaftes Zuhause bieten. Wir verraten Ihnen, was Tiny Houses so attraktiv macht, worauf es beim Bau des trendigen Zuhauses zu achten gilt und welchen Beitrag es in Sachen Nachhaltigkeit leistet.
Der Trend aus den USA
Ein Tiny House ist wörtlich übersetzt ein winziges Haus und beschreibt die kleinste Form von Wohngebäuden. Doch hinter dem Konzept steckt mehr als nur ein neuer Haustyp. Es ist vielmehr eine moderne Lebenshaltung. Wobei der Trend um das minimalistische Wohnen ursprünglich aus den USA kommt interessieren sich auch in Deutschland immer mehr Menschen für ein Leben im Tiny House. Überraschend ist auch, dass die Mehrzahl der Interessenten nicht etwa in jungen Jahren, sondern im Alter von 46-55 ihr Tiny House Projekt umsetzen.
Grafik: Tiny Houses finden auch in Deutschland immer mehr Anhänger. [Anzahl der Interessenten in Deutschland © Tiny House Verband]
Am Puls der Zeit
Der Trend zu Tiny Houses trifft den Nerv der Zeit. Wohnraum ist allzu oft ein knappes Gut und die Mieten – besonders in den Ballungszentren – explodieren regelrecht. Tiny Houses bieten die perfekte alternative Wohnform zur teuren Mietwohnung in Großstädten – vor allem für jene, die sich ein normales Haus nicht leisten können. Einige Modelle gibt es bereits ab 20.000 Euro und je mehr man selbst anpackt, umso günstiger wird es. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, konnten in Deutschland bereits zwei Tiny House Dörfer für dauerhaftes Wohnen im Minihaus realisiert werden. Das Tiny House Village in Mehlmeisel mit circa 35 Häusern entstand durch Umnutzung eines Campingplatzes. In Hollenbek wurde das Tiny House Dorf an einem Bahngelände erbaut und bietet Platz für acht Minihäuser. Viele weitere Projekte sind in Planung.
Leben im Tiny House: Darauf müssen sie achten
1. Welche Anforderungen muss das Tiny House erfüllen?
Durch die rasante Nachfrage erhöhen sich die Zahl der Hersteller und das Angebot an unterschiedlichsten Varianten der Minihäuser monatlich. Die Variante des Tiny House auf Rädern ist entweder von Anfang an auf einem Anhänger gebaut, der mit dem Auto gezogen wird, oder es ist so konstruiert, dass es per Tieflader transportiert werden kann.
Die Expert*innen von AL-KO entwickelten auf Basis ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im Chassis-Bau ein eigenes AL-KO Chassis für Tiny Houses. Dank der feuerverzinkten Chassis-Komponente und dem mehrstufigen Prüfungsprozess können Langlebigkeit und höchste Sicherheit garantiert werden. Das AL-KO Chassis für Tiny Houses ermöglicht zudem unterschiedliche Aufbaulängen sowie individuelle Aufbauten.
Aber Vorsicht
Einfach nach eigenem Gusto drauflos bauen geht beim Tiny House nach hinten los. Um wirklich mobil zu sein, schreibt einem die Straßenverkehrsordnung Größe und Gewicht vor. Wenn das Minihaus auf einem Anhänger ohne Sonderzulassung gebaut wird, braucht man eine Wohnwagenzulassung und TÜV. In diesem Fall darf das Tiny House nicht schwerer als 3,5 Tonnen sein und die maximale Größe von 4 Meter Höhe und 2,55 Meter Breite nicht überschreiten. Daher sind Tinys selten größer als 25 Quadratmeter. Auch wenn man sich beim Hausrat beschränken muss verfügen die auf Trailer aufgebauten Tiny Houses über alles, was zum Wohnen benötigt wird: Wohnbereich mit Kochnische, Sanitärbereich mit Dusche und Toilette sowie Schlafloft.
2. Wo kann man das Tiny House aufstellen?
Mobilität klingt erst mal toll. In Deutschland ist aufgrund der bürokratischen Regeln damit jedoch großer Aufwand verbunden. Laut deutschem Recht wird das Tiny House vom Fahrzeug zum Gebäude, wenn es abgestellt ist – gleich ob es auf Rädern oder einem Fundament steht. Daher darf es nur auf einem erschlossenen Grundstück mit Baugenehmigung stehen. Das bedeutet Tiny House Bewohner müssen sich bei jedem Umzug erneut mit den jeweiligen Versorgungsnetzen auseinandersetzen und eine Baugenehmigung einholen.
Wird das Tiny House hingegen auf einem Campingplatz oder in einem Ferienhaus-Gebiet abgestellt, kann es dauerhaft ohne Baugenehmigung stehen. Allerdings muss vorab geklärt werden, ob in der zuständigen Gemeinde das Dauercampen erlaubt ist.
3. Das Ding mit der Versicherung
Da diese Form des Hausbaus in Deutschland noch recht neu ist, findet man nur schwer eine passende Versicherung. Es bleibt schwierig, für ein Haus auf Rädern eine Gebäudeversicherung zu finden, da diese in der Regel auf Gebäude mit einem festen Fundament ausgerichtet sind. Die typischen Camping-Versicherungen dagegen sind auf Wohnwagen beschränkt, die auf offiziellen Campingplätzen stehen.
Außerdem können im Hinblick auf die Finanzierung von Tiny Houses Probleme auftreten. Ist ein Haus fest mit einem Grundstück verankert, kann der Kredit für das Bauvorhaben durch eine Grundschuld im Grundbuch eingetragen werden, was der Bank die nötige Sicherheit für den Kredit einräumt. Fehlt allerdings dieses Grundstück, wie es bei mobilen Tiny House der Fall ist, kann ein Grundbucheintrag nicht als Sicherheit genutzt werden. In diesem Fall muss der Grundstückswert als Sicherheit ausreichen.
Nachhaltiges Leben auf wenig Quadratmetern
Tiny Houses sind kompakt gebaut, beschränken sich auf das Wesentliche und nutzen vorhandenen Platz effizient. Studien zeigen, dass in Deutschland Menschen durchschnittlich auf 46,5 Quadratmetern pro Kopf leben. In einem Tiny House begrenzt sich diese Zahl auf 20 Quadratmeter. Bei einem mobilen Minihaus schreibt die Straßenverkehrsordnung in Deutschland zudem bestimmte Höchstmaße und ein Höchstgewicht vor, wodurch diese Variante meist noch weniger Platz vorweist. Das modulare Rahmenkonzept des AL-KO Chassis für Tiny Houses bietet hierfür die optimale Lösung. Denn durch die hohe Maßhaltigkeit des Chassis kann der Aufbau für das Tiny House passgenau vorgefertigt werden. Es ermöglicht sowohl unterschiedliche Aufbaulängen als auch individuelle Aufbauten.
Mit Blick auf den CO2-Austoß produziert ein Tiny House demzufolge schon allein wegen seiner geringen Größe weniger Emissionen. Für den laufenden Unterhalt verbraucht man ebenso deutlich weniger Ressourcen, da es keine überschüssige Wohnfläche gibt, die beheizt werden muss, wodurch die CO2-Ausstöße abermals niedriger ausfallen.
Durch die geringe Fläche des Tiny Houses kommt zudem weniger Material beim Bau zum Einsatz. Wertvolle Ressourcen wie Holz, Metalle oder andere Materialien können gespart werden. In der Regel werden beim Bau von Tiny Houses zudem überwiegend natürliche Materialien und nachwachsende Rohstoffe sowie Dämmmaterialen verwendet. Diese sind zwar teurer als herkömmliche Baustoffe, da es sich jedoch um eine geringe Wohnfläche handelt, fällt dies kaum ins Gewicht.
Durch die kleine Fläche und den damit einhergehenden geringen Energiebedarf sind viele Tiny Houses zudem komplett autark aufgestellt. Solarzellen auf dem Dach dienen dazu selbst Strom zu erzeugen, Auffangbehälter sammeln das Regenwasser für die interne Wasseraufbereitung und die Toiletten können mit Humus befüllt werden. All dies trägt dazu bei das Leben im Tiny House noch nachhaltiger zu gestalten.
Unser Fazit
Ein kleineres Haus produziert weniger CO2-Emissionen. Es gibt keine überschüssige Wohnfläche, die beheizt werden muss und dadurch unnötige Emissionen verursacht. Auch die Ressourcen, die für den Bau benötigt werden, halten sich in Grenzen. Wenn die Materialien zudem noch nachhaltig sind kann man sein Heim mit bestem Gewissen beziehen. Gegen das Nachhaltigkeitsprinzip spricht jedoch, dass ein Raum mit vier Außenflächen, Ober- und Unterseite sehr viel Angriffsfläche für Wärmeverlust in den kalten Monaten bietet. Das gilt insbesondere, wenn das Haus nicht wirklich ordentlich gedämmt ist.
Damit sich das Tiny House besser transportieren lässt wird häufig auf dünne Wände gesetzt. Zudem kann dadurch erheblich an Eigengewicht eingespart werden, was mehr Möglichkeiten für die Einrichtung überlässt. Wer dahingegen auf eine gute Dämmung setzt, muss zwar mehr Gewicht in Kauf nehmen, trägt mit seinem Tiny House aber auch einen Schritt mehr zur Nachhaltigkeit bei.